Mons. Pons. Fons.



„Mons. Pons. Fons.“ Kenner wissen, unter diesen lateinischen Begriffen, verbirgt sich ein wenig regionale Stadtgeschichte und als kleine, studierte Historikerin und Geschichtenjägerin, liebe ich (mittelalterliche) Geschichte. Es bezieht sich auf die Entstehung Lüneburgs, wobei „Mons“ für den Kalkberg steht. Mit „Pons“ wurde die Brücke bezeichnet, die Lüneburg über den Fluss Ilmenau hinweg mit der Stadt Modestorpe verband und „Fons“ ist die Salzquelle, die Lüneburg zu einer reichen Hansestadt im 10. Jahrhundert n. Chr. werden ließ.
Ich komme also aus einer Stadt des weißen Goldes, mit viel Wind, Wiesen, Wäldern und Geschichte. Und Herzensmenschen. Jeder, der mal mit einem „echten“ norddeutschen Jung oder Deern gesprochen hat, weiß wovon ich rede.


Da wird nicht lang diskutiert, da wird einfach gemacht. Und wenn man sagt, man kommt und packt mit an, dann braucht man nicht nochmal nachfragen: die Menschen kommen und packen an. Als Nordischkind weiß ich das Gebrödel und einsilbige Geblubber mancher Bewohner als liebevolle Komplimente zu dechiffrieren und kann selber ganz gut klönen. Zusammen mit meinen Freunden gehe ich gerne aufn Swutsch und schnacke bei einem Alsterwasser „am Stint“ lang und breit bis dat Lechtworden* hinein.
Ich möchte in keinem Fall andere Regionen Deutschlands schlechter darstellen. Ich selber lebe und liebe das bunte Berlin und möchte insbesondere keinen Sommer (you know what I mean) hier missen.
Neulich begrüßte ich die Dame am Schalter meiner Postfiliale in Pankow mit einem freundlichen „Moin“ und reichte ihr mein Päckchen. Sie hatte wohl einen Erklärbär gefrühstückt, denn sie lachte und versuchte mich zu korrigieren: „Ick glob ick spinne. Dit is doch schon dreiviertel zwölf und bald Mittag, wa? Und denn kommen Sie hier mitm Moin um die Ecke.“



Ich sah sie verdattert an, war mein Gehirn bereits bei der Uhrzeit kurz ins Stolpern geraten. Hinzu kam, dass ich weder auf ihre Belehrung, noch darauf vorbereitet gewesen war, ihr mein Moin erklären zu müssen. Denn Moin, liebe Kinners*, darf man immer, wirklich immer und zu jeder Tageszeit sagen.
Am Kühlschrank meiner Mutter hängen viele Postkarten aus Asien, Kuba, Spanien oder Australien, die von den vielen Reisen und Abenteuern meiner Schwester und mir in den letzten Jahren erzählen. Es hängt dort aber auch eine kleine, blaue Postkarte. Auf der steht: „Ein Moin sagt mehr als tausend Worte“ - und das stimmt einfach. Nichts birgt so viel Heimatgefühl, wie diese vier Buchstaben. Das klingt allein beim Zuhören schon nach Feldern, Wind und Meer. Nach sturen, wortkargen Menschen, die einen nur langsam und bedacht in ihr Herz aufnehmen, aber dann auch für immer einen Platz an ihrem Küchentisch für dich und deine Sorgen haben und gerne das letzte Franzbrötchen mit dir teilen.
Ich krieg das nicht weg. Das Nordischkind in mir ist immer da. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so.

*Wer ein bisschen Hilfe braucht und sein Platt aufbessern möchte, dem empfehle ich diese Seite: https://www.platt-wb.de
Hier gibt’s noch mehr Bilder aus dem Norden von mir.